Asociación para el estudio de temas grupales, psicosociales e institucionales

Publicaciones

B. Rothschild: A Bauleo (1932 - 2008) -alemán-


(Enlace al pie del texto para descargar este archivo)

 

Armando Bauleo  (1932 – 2008)  (1)

Berthold Rothschild

 

Was ist es wohl, das einen Menschen immer wieder so angenehm macht bei den anderen? so leicht ein Lächeln bei ihnen erzeugt? Ein Wohlbefinden aufkommen lässt – ganz ohne nähere Begründung ? Wir kennen es, dieses spontane Lächeln wenn sich bestimmte Personen dem Säugling nähern und dann eine Art‚ "Kurzschluss der geglückten Begegnung" entsteht, so als sei eine wohltuende Erinnerung aufgekommen an einen bereits einmal erlebten Zustand des unangefochtenen Gleichgewichts zwischen Leib und Seele. Jedenfalls zeugen solche Momente jeweils blitzschnell und hochkonzentriert davon, dass das jeweilige "Ich" und‚ "der/die Andere" aufeinander eingestimmt sind, ja, dass sie sich scheinbar nach langer Erwartung wieder gefunden hätten&hellip.

Viele wissen wovon hier die Rede ist, wenn man dies auf ARMANDO BAULEO bezieht. Dieser ist im April dieses Jahres, nach mehrmonatiger schwerer Krankheit in seiner Heimatstadt Buenos Aires gestorben, betreut und begleitet von seiner langjährigen Lebenspartnerin, der Psychoanalytikerin Marta de Brasi. Und – so absurd dies klingt – weder er noch wir, seine Freunde und Freundinnen, aber auch seine Schüler und Schülerinnen hätten wir je daran gedacht, dass er, dieser Kobold Armando Bauleo, eines Tages einfach nicht mehr da sein werde – zagg und fertig…. ! Denn er war tatsächlich ein Botschafter des Lebens, der Lebensfreude, der Lebensneugierde und der scheinbaren Unzerstörbarkeit. Nicht nur weil er früher schon so viele schwere Krankheiten und Eingriffe immer wieder glänzend überstanden hat und nicht nur weil er über die vielen Stationen seines Exils immer wieder frohgemut und unzerbrochen Tritt gefasst hat, - sondern auch weil er aus theoretischer Perspektive davon überzeugt war, dass es dem Menschen gegeben ist, sein Leben zu gestalten, sein Innenleben zu erkennen und die ihn bedingende Gesellschaft zu beeinflussen.

Armando Bauleo war ein überzeugter, aber undogmatischer
Psychoanalytiker, Gruppenanalytiker, Marxist  und Hedonistiker – und all dies in einer Komposition, die im wahrsten Sinne "zeitgemäss" war. Zeitgemäss weil sie seiner Herkunft entspricht: in bescheidenen
Verhältnissen einer italienischen Einwandererfamilie in Argentinien
geboren und aufgewachsen; fleissige Studien an Lyceum und Universität in Buenos und La Plata; Promovierung und Spezialisierung in Psychiatrie bei Enrique Pichon-Rivière – einem Pionier der Sozial- und Gruppenpsychiatrie; Interesse und Engagement für die Freud’ sche Psychoanalyse u.a. im Einfluss der Freudomarxistin Marie Langer. Zeitgemäss aber auch weil er die neuesten Entwicklungen in Psychiatrie (Laing, Cooper, Basaglia), Psychoanalyse und Politik kritisch zur Kenntnis nahm und sie in das eigene Berufsleben integrierte. Schon früh lernte er auch die grossen französischen Theoretiker wie Foucault, Sartre, Merleau-Ponty, und Deleuze, aber auch die Engländer Bion und Winnicott kennen und wurde so zu einem eigentlichen "Spezialisten der Ideologien", ohne aber selber unkritisch einer Ideologie verfallen zu sein. Weil er aber nicht nur ehrgeizig für sich studierte, sondern das Erlernte gerne und lustvoll weitergab wurde er bald allüberall zu einem gesuchten und wirkungsvollen Lehrer und Dozenten, gleichzeitig stets solidarisch mit den vorwärtsdrängenden Bewegungen in Uruguay, Nicaragua, Spanien und Kuba.

Für Bauleo, aber auch für viele seiner späteren europäischen Freunde, wurde 1969 zu einem "Schicksalsjahr". Ganz unerwartet für die meisten Beteiligten formierte sich am Internationalen Psychoanalytischen Kongress 1969 in Rom eine Art "Gegenkongress", an welchem sich westeuropäische und lateinamerikanische Berufskollegen in engagiert-hitzigen Diskussionen um das Thema "Psychoanalyse und Gesellschaft" fanden, so dass daraus eine eigentliche interkontinentale Brücke entstand: die "Plataforma Internacional". Auf dieser Brücke debattierten wir tagsüber, tanzten am abend darüber hinweg und unter der Brücke schliefen wir gegebenenfalls dann auch…, Armando immer zuvorderst mit dabei in seiner einmaligen Zauberformel des gewissenhaften Denkers und des ansteckenden Geniessers. Und das also war, zwar etwas retardiert, dafür aber noch über lange Jahre hinweg, das "68" der damals jüngeren PsychoanalytikerInnen-Generation.

Doch bald schon wurde es wieder bitterer Ernst:   beruflich, weil sich
eine grosse Gruppe der argentinischen PsychoanalytikerInnen unter der Flagge der "Plataforma" von der herrschenden APA abspaltete und radikal politisierte; politisch weil es nach Jahren des Brodelns und der Untergrundkämpfe 1976 zum eigentlichen "golpe" (Staatsstreich der Generale) gekommen und für viele Linke lebensgefährlich geworden war. Es blieb für sie nur die Flucht ins Exil, so auch für Armando Bauleo. Mexiko, Madrid, Rom – dazwischen aber immer wieder auch Zürich – waren die Zwischenstationen, bevor er sich dann für längere Zeit in Venedig und noch später in Florenz niederliess.  Obwohl zeitweise in grossen finanziellen, gesundheitlichen und sozialen Schwierigkeiten – Armando liess sich davon wenig beeindrucken, denn nie war er im engeren Sinne ein "bourgeois" gewesen, genoss zwar das Leben, aber war dem Besitz und dem stagnativen Sicherheitsdenken nie verfallen. Er war und blieb der mobile Intellektuelle der "das Wesentliche bei sich trägt" und überall arbeitete er emsig und engagiert, führte Seminarien, Supervisionen und Therapien durch und war allerorts ein geschätzter Lehrer und Ausbildner in Theorie und Praxis der "grupo operativo". Zusammen mit seiner Companera Marta de Brasi gründete er Studienzentren in Madrid, Zürich, Venedig, Rimini usw. und war überall ein gefragter und inspirierender Dozent, dessen Begeisterung – durchaus mit narzisstischem Einschlag – für seine ZuhörerInnen und MitarbeiterInnen immer etwas wohltuend ansteckendes hatte. Ohne jegliches autoritäres Gehabe blieb er dennoch unbestritten und bescheiden immer der "capo gruppo" seiner Umgebung und legte sein enormes Wissen in zahlreichen, z.T. auch international übersetzten, Publikationen nieder  ("Grupo y familia" 1970 / "Cuestionamos I" 1970 / "Cuestionamos II" 1973  / "Vicisitudes de una relación" 1973 / "Ideología, grupo y familia" 1974 / "Psicología y sociología del grupo" 1975 "Contrainstitución y grupos" 1977 / "La propuesta grupal" 1983 / "La emergencia de la moda: la moda de la moda" 1987 / "Aprendizaje grupal" 1990 / "La concepción operativa de grupo" 1990 / "Psicoanálisis y grupalidad" 1997 / "Subjetividad y participación" 2000 /  "Plataforma – 30 anos después" 2002 usw.)

Seit seinem Exil aus Argentinien blieb Armando Bauleo eine Art
Privatgelehrter, ein wissender Wanderer, obwohl er und seine Partnerin inzwischen auch wieder in Buenos Aires lebten und arbeiteten  - Armando auch als Universitätsdozent und sogar als neu ernannter  Doctor honoris causa der Universidad de las Madres de Plaza de Mayo. Gleichzeitig unterstützt er als "Asesore" seine Partnerin Marta de Brasi als Abgeordnete im argentinischen Parlament unter Präsident Kirchner. Dennoch: Armando fand seine  Ruhe eigentlich nirgends  so richtig – und überall zugleich. Er  war zeitweise müde und erschöpft und dann aber doch wieder voller Tatendrang, wollte weiter schreiben, lehren, forschen und geniessen…. Dann, im Sommer 2007, kurz vor seinem 75.
Geburtstag, wurde er krank, schwach und zum Stillstand verurteilt – das war nichts für den agilen, lebenshungrigen aber auch ängstlichen Armando - und trotz bester Fürsorge in italienischen Spitälern, unter Betreuung seiner Partnerin Marta, umgeben von Freunden und Schülern – er erholte sich nicht mehr. Kurz nach seiner forcierten Rückreise nach Buenos-Aires ging er  am 19. April 2008  ins "ewige Exil" ein. Alle die davon erfuhren, erschraken, so als hätte man nie an seine Endlichkeit gedacht und in vielen von ihnen entstand plötzlich ein Gefühl von Liebesschmerz und  Liebesverrat – ein Riss in der eigenen Zeitgeschichte. Er aber sitzt wahrscheinlich bereits im Himmel, Abteilung Plataforma, am reich gedeckten Tisch und wartet auf uns. Und wenn Ihr ihn nicht findet so lauschet hin: irgendwann werdet ihr sein unverwechselbares Lachen hören!

28.4.2008

(1) Artículo publicado en www.agog.ch y en el Journal del Seminario Psicoanalítico de Zürich


Para descargar este fichero, haga clic en el enlace abajo. O si prefiere guardarlo, haga clic derecho sobre el enlace y elija "Guardar destino como..."

EB-Bauleo.Rothschild

Volver a Número Especial 2